Uns erreichte die Nachricht, dass Kammersängerin Hermi Ambros nach einem langen und erfüllten Leben am 12. September 2020 verstorben ist.
Nach einer Lehre als Schneiderin und dem Meisterbrief 1951, privatem Gesangsunterricht u. a. Bei Prof. Johannes Kemter, Arbeit als Theaterschneiderin an der Staatsoper Dresden fand sie schließlich 1954 den erstrebten Platz im Opernstudio Dresden und war ab 1957 über 33 Jahre gut beschäftigtes Mitglied des Ensembles der Staatsoper Dresden sowie danach dessen Ehrenmitglied. Mit Partien wie Ännchen, Zerlina, Papagena oder Gretel sang sie zunächst im Soubrettenfach, später auch lyrische und jugendliche Partien wie Eurydike, Cherubino, Liu in „Turandot“ oder Butterfly und wurde 1964 zur Kammersängerin ernannt.
Daneben unterrichtete sie junge Sänger und entfaltete dabei eine ganz eigene Aura, die zu einer engen Verbindung mit ihren Schülern weit über die Zeit des Unterrichts hinaus führte. In dieser Weise prägte sie auch über lange Jahre zwischen 1984 und der Jahrtausendwende den Gesangsunterricht an der Kirchenmusikschule Dresden – der späteren Hochschule für Kirchenmusik. Ob es ihr empathischer Unterricht war, das nachdenkliche Abwägen bei der Beurteilung von Prüfungsleistungen, die wohl formulierten Gedanken zu einem Sachthema – von Frau Ambros ging immer ein sowohl vornehm zurückhaltender als auch warmherziger Ton aus. Damit konnte sie uns Kollegen ein Vorbild sein.
Nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Unterricht an der Hochschule für Kirchenmusik und dem tragischen, frühen Tod ihres Mannes lebte Frau Ambros lange zurückgezogen in Dresden. Bei gelegentlichen Kaffeestunden in ihrer Wohnung konnte sie viel und lebhaft, wenn auch meistens sehr nachdenklich – erzählen von ihren Erlebnissen bei der Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945, von ihrer Verehrung für ihre Eltern, vom Zusammensein mit ihrem Mann und ihrer Trauer.
Ihre herausragenden sängerischen Leistungen lagen in der Vergangenheit, als wir uns kennenlernten, darüber sprach sie auch nicht gern – bis auf die eine oder andere Anekdote, wie sie Sänger gern austauschen.
Und so wird sie denen, die sie kennenlernen durften, in Erinnerung bleiben: Eine stille, an ihrer Umgebung hoch interessierte, liebevolle Frau, die oft mehr gab, als sie zurückbekam.
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