Hans Peter Türk: Siebenbürgische Passionsmusik

Foto: Uwe Teicher

Gemeinsam mit der Meißner Kantorei 1961 hat die Hochschule für Kirchenmusik in der Passionszeit 2025 die Siebenbürgische Passionsmusik für den Karfreitag nach dem Evangelisten Matthäus für Chor, Solostimmen und Orgel von Hans Peter Türk in drei Konzerten in Sachsen sowie in zwei weiteren in Siebenbürgen/Rumänien aufgeführt.

Die Textvorlage für diese Passionsmusik stammt aus dem Siebenbürgischen Gesangbuch von 1899, welche Ausschnitte der Passionsgeschichte nach Matthäus enthält, ergänzt durch Choräle und Psalmen. Hans Peter Türk, welcher selbst aus Siebenbürgen stammt, entwickelt eine eigene musikalische Sprache, die zeitgenössische Mittel mit vertrauten Klängen verbindet. Er vergegenwärtigt mit dieser Passionsmusik zugleich die Schmerzen der gewaltvollen politischen Wende 1989 in Rumänien.

Die Konzerte fanden als Kooperationsprojekt der Meißner Kantorei 1961, der Hochschule für Kirchenmusik Dresden sowie der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien statt.


Konzertreise nach Siebenbürgen, Rumänien

Nach drei erfolgreichen und sehr bewegenden Aufführungen der siebenbürgischen Passionsmusik von Hans Peter Türk in Sachsen traten wir am 04.04.2025 zusammen mit der Meißner Kantorei unsere Konzertreise nach Rumänien in die Region Siebenbürgen an.

Nach einer langen Busfahrt kamen wir schließlich in unserer Unterkunft in Hermannstadt an und machten uns am darauffolgenden Tag zu einer Probe in die Stadtpfarrkirche von Hermannstadt auf.

Das dortige Kantorenehepaar Leutert empfing uns mit offenen Armen und bot uns Studenten an auf der großen Sauer-Orgel von 1913 und an vier weiteren kleineren Instrumenten zu spielen und uns auszuprobieren. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und so erklangen den restlichen Tag unter Anleitung unseres Professors Martin Strohhäcker die verschiedensten Improvisationen.

Am gleichen Tag wurde für uns außerdem eine Tour durch das „Deutsche Haus“ organisiert. Ein Museum, wo wir die Geschichte Siebenbürgens als deutsche Enklave näher kennenlernen durften.

Der Palmsonntag kam und mit ihm ein Gottesdienst, welchen wir mit Chormusik ausgestalten durften. Später, nach einer Stärkung im Bischofshaus, folgte die Generalprobe und anschließend unser erstes Konzert dieser Reise. Die Aufführung hinterließ eine bewegende Stille, die sich in jähen Moment in Beifall wandelte, wo zu spüren war, dass die Besucher ihre Begeisterung gar nicht anders ausdrücken können als in Applaus.

Eine große Ehre für uns: Der Komponist persönlich war bei diesem Konzert in der Kirche anwesend. Einige von uns konnten einen kurzen Blick erhaschen und unser Rektor Stephan Lennig überreichte ein Geschenk und übermittelte Grüße unserer Hochschule.

Nach unserem Konzert waren wir zu einem Empfang in das Bischofhaus geladen. Hauptanwalt Gunesch dankte uns in Vertretung des Bischofs dafür, dass wir ihre Passionsmusik wieder nach Siebenbürgen gebracht haben, und er war sichtlich berührt von dem, was musiziert wurde. Hier konnten wir ebenfalls wieder die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Siebenbürger kennenlernen.

Am 07.04.2025 machten wir uns auf den Weg nach Klausenburg. Vor unserer Probe konnten wir hier ebenfalls Stadt und Kultur näher kennenlernen. Das zweite Konzert unserer Reise war ebenfalls ein voller Erfolg. Heute saß die Familie des Komponisten im Publikum. Nach dem Konzert nahm mich die Schwägerin beiseite und sagte: „Haben Sie vielen Dank für die wunderbare Musik! Sie haben uns einen sehr besonderen Einstieg in die Karwoche bereitet. Kommen Sie bitte wieder!“

Den letzten Tag unserer Reise verbrachten wir damit eine für Region typische Kirchenburg zu besuchen. Die in Tartlau sich befindende Kirchenburg gehört zum Weltkulturerbe und ist eine der am besten erhaltenen Kirchenburgen Siebenbürgens. Wie der Name schon sagt, steht hier eine Kirche im Zentrum, um die herum eine Burg errichtet wurde, wo die Menschen hinein flohen, um sich vor Angriffen zu schützen. Ein beeindruckendes Bauwerk!

Weiter ging es für uns nach Kronstadt in die schwarze Kirche. Dort wurden wir von Kantor Steffen Schlandt empfangen. Er stellte uns, neben der großen Buchholz-Orgel, auch vier weitere Instrumente vor. Die Frage, warum die großen Kirchen so viele Orgeln hätten, war schnell beantwortet: Kleinere Kirchen auf dem Land verfallen und mit ihnen ihre Orgeln. Man kauft die kleineren Orgeln auf, bringt sie in die großen Kirchen und restauriert sie. Somit bleiben die Instrumente erhalten und Siebenbürgen kann einen großen Schatz an historischen Orgeln vorzeigen. Auch hier wurde uns die Möglichkeit gegeben zu spielen und Professor Strohhäcker blickte strahlend in die Runde: „So, wer von den Studenten möchte zuerst!?“

Die Heimreise traten wir am 10.04.2025 an und erreichten nachts wohl behütet Dresden.

Wir konnten viele Eindrücke gewinnen, Neues kennen lernen und sogar ein paar neue Freundschaften schließen. Danke an alle, die uns diese Reise ermöglicht haben!

Wir werden Siebenbürgen und die Passionsmusik von Hans Peter Türk nicht so schnell vergessen.

Erik Balcar, Student
Dresden, den 10.05.2025

Das Projekt wurde gefördert durch:

Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens

Kirchenchorwerk der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens

Die Fahrtkosten zu diesem Projekt wurden durch den Sächsischen Musikrat gefördert und mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Ev. Kirche A.B. Rumänien

Das Konzert in Dresden am 23.03.2025 wurde präsentiert durch die Dresdener Neuesten Nachrichten.

Die Ostsächsische Sparkassse Dresden unterstützte das Projekt durch Cofunding.

Konzerte:
  • So., 23.03.2025, 17.00 Uhr
    Versöhnungskirche Dresden
  • Sa., 05.04.2025, 17.00 Uhr
    Stadtkirche Burgstädt
  • So., 06.04.2025, 17.00 Uhr
    Nikolaikirche Leipzig
  • So., 13.04.2025, 17.00 Uhr
    Stadtpfarrkirche Hermannstadt (Sibiu)
    Catedrala Evanghelică Sibiu
  • Mo., 14.04.2025, 19.00 Uhr
    Evangelisch-Lutherische Kirche Klausenburg (Cluj-Napoca)
    Biserica evanghelic-lutherană Cluj
    Evangélikus-lutheránus templom Kolozsvár
Mitwirkende:

Jana Büchner | Sopran
Sylvia Irmen | Alt
Michael Schaffrath | Tenor
Zbigniew Stępniak | Bass
Studierende der Hochschule für Kirchenmusik Dresden | Soli
Chor der Hochschule für Kirchenmusik Dresden
Meißner Kantorei 1961
Mirosława Cieślak | Orgel (Dresden, Klausenburg)
Martin Strohhäcker | Orgel (Burgstädt, Leipzig, Hermannstadt)

Georg Christoph Sandmann | Leitung (Dresden, Klausenburg)
Stephan Lennig | Leitung (Burgstädt, Hermannstadt)
Paula Kokel, Sebastain Haase, Robin Gaede | Leitung (Leipzig)

Crowdfundingkampagne

Die zur finanziellen Unterstützung des Projektes über die 99Funken-Plattform der Ostsächsischen Sparkasse Dresden durchgeführte Crowdfunding-Kampagne hat 6.540 € erbracht. Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben!