Wohlauf, wohlauf, mein Psalter,
erhebe den Erhalter,
der mir an Leib und Seelen
vielmehr, als ich kann zählen,
hat heute Guts getan.
All Augenblick und Stunden
hat sich gar viel gefunden,
womit er sein Gemüte
und unerschöpfte Güte
mir klar gezeiget an.
Paul Gerhardt
Mit tiefer Betroffenheit haben wir vom unerwarteten Heimgang unserer ehemaligen Dozentin KS Barbara Hoene erfahren. Wir nehmen Abschied von einer langjährigen und engagierten Dozentin, die in der Zeit von 2003 bis 2020 mit ihrer großen Kompetenz, ihrer erfrischenden und direkten Art viel Farbigkeit in unser Hochschulleben brachte.
Als gebürtige Leipzigerin aus musikalischem Elternhaus sang sie bereits als Kind im Kinderchor der Oper Leipzig und im Rundfunkkinderchor. Das Singen als Beruf war schon zeitig ihr Wunsch, so begann sie mit 16 Jahren an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ ein Studium im Fach Gesang, nachdem sie zunächst ebenfalls die Aufnahmeprüfung für ein Ballettstudium erfolgreich bestanden hatte. Sängerische Kompetenz, Haltung und Etikette prägten ihren Unterricht bis zuletzt.
Ihr Weg führte von einem ersten Engagement am Staatstheater in Dessau zur Oper in Halle bis an die Sächsische Staatsoper Dresden. Hier wurde sie 1973 Mitglied des Solistenensembles und im Jahr 1980 zur Kammersängerin ernannt. In der Entwicklung von der Soubrette hin zum lyrisch‐dramatischen Koloratursopran sang sie die großen Mozart‐Sopranpartien wie Konstanze, Donna Anna, Donna Elvira, Fiordiligi und Pamina ebenso wie die Violetta in Verdis “La Traviata“, Leoš Janáčeks Jenůfa der gleichnamigen Oper, George Bizets Micaëla in der „Carmen“, Richard Wagners Eva, Elisabeth und Elsa, Richard Strauss’ Elektra sowie seine Sophie im „Rosenkavalier“ anlässlich der Wiedereröffnung der Semperoper 1985.
Die Händelpreisträgerin war von 1980 bis 1990 ständiger Gast beim Dresdner Kreuzchor, gab Gastspiele in Europa, Japan und Brasilien. Mit ihrer beweglichen Sopranstimme, der souveränen, strahlenden Höhe füllte sie auch als erfahrene Bühnensängerin ihre Partien in den Konzerten mit emotionaler Präsenz. Sehr am Herzen lag ihr besonders die Sopranpartie aus der „Schöpfung“ von Joseph Haydn.
Ihrem immerwährenden Interesse an der Entwicklung von Kunst und Kultur in Dresden, an Konzerten und Theater verlieh sie auch in ihren eigenen Projekten bis zuletzt Ausdruck. Dadurch und durch ihre rege Unterrichtstätigkeit jung geblieben, war sie eine Kollegin, die wir vermissen werden. Wir schätzten ihr Wissen gepaart mit gesundem Selbstbewusstsein, welches auf einer beeindruckenden sängerischen Leistung und Erfahrung beruhte, sowie ihre ehrliche Art, Sachverhalte klar zu benennen. Als „Eisbrecher“ in so mancher schwierigen Situation wird uns ihr sonores „Naja“ fehlen!
Unsre Anteilnahme gilt ihrer Familie und engen Wegbegleitern.